Liebe mit Erfahrung: Was Dating in der Lebensmitte ausmacht
Mit steigendem Alter verändert sich der Blick auf die Liebe – und ab 40 Jahren sortiert sich vieles neu. Wer jetzt Single ist, kommt oft aus einer langjährigen Beziehung, hat vielleicht sogar Kinder. Job, Wohnort und Alltag sind meist eingespielt, Wünsche und Bedürfnisse werden klarer. Bei manchen wächst das Selbstbewusstsein, bei anderen hingegen die Unsicherheit. Eine neue Liebe fügt sich da nicht immer auf Anhieb ein. Die Dating-App Parship hat im Rahmen des Dating Kompass 2026 in einer bevölkerungsrepräsentativen Studie bei über 3.000 Frauen und Männern in Deutschland nachgehakt: Wie ticken Singles 40 plus – und welche Chancen und Hürden bringt das Dating in der Lebensmitte mit sich?
- Mit steigendem Alter sinkt der Anspruch an den:die „perfekte:n“ Partner:in
- Dafür wächst mit der Lebenserfahrung das Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse
- Kompromisse fallen aber insbesondere in den 40ern der Mehrheit schwer
Liebe mit klarem Kompass: Die deutliche Mehrheit der Singles (74 Prozent) weiß, was sie sich von einer Beziehung wünscht. Mit zunehmendem Alter wird dieser Blick noch klarer: Liegt unter 30 Jahren der Anteil derer, die ihre Bedürfnisse genau kennen, noch bei 69 Prozent, so steigt er in den 40ern auf 72 Prozent, in den 50ern auf 77 Prozent, bis er in den 60ern mit 84 Prozent seinen Höchstwert erreicht. Wer so einen klaren Blick hat, benennt auch konkrete Ansprüche an eine Partnerschaft deutlich: Knapp 2 von 3 Ü60-Singles (63 Prozent) wünschen sich eine Person an ihrer Seite, die ihnen unter die Arme greift – und nicht zusätzlich belastet. Besonders groß ist der Wunsch nach Unterstützung zwischen 50 und 59 Jahren (73 Prozent) – möglicherweise, weil dann oft die Kinder aus dem Haus sind, der Karrieredruck nachlässt und nun mehr Raum für die eigenen Bedürfnisse bleibt, den man ungern mit neuen Belastungen füllt. Unter 30 denkt so nur etwas mehr als die Hälfte (58 Prozent).
Akzeptanz zählt: Für drei Viertel muss Perfektion nicht sein
Das perfekte Match ist wie ein Einhorn – schön, aber selten. Und was ist denn schon perfekt? Ab 40 Jahren wird der Anspruch an einen makellosen Herzensmenschen realistischer. Knapp drei Viertel (73 Prozent) signalisieren dann Offenheit und sagen: Unsere Lebensentwürfe müssen nicht 1:1 zueinander passen – wenn es funkt, können wir uns arrangieren. Diese Flexibilität wächst mit dem Alter noch weiter: In ihren 50ern stimmen 75 Prozent der Singles zu und in ihren 60ern sogar 79 Prozent. Und auch, wenn der bisherige Lebensweg des Matches nicht ganz stringent verlaufen ist, wächst die Toleranz dafür: Die Mehrheit der 50- bis 59-Jährigen gibt an, keine Scheu zu haben, wenn der neue Herzensmensch schon einmal verheiratet war (79 Prozent, vgl. Total: 64 Prozent) oder Kinder aus einer früheren Beziehung mitbringt (58 Prozent, vgl. 46 Prozent).
Bei etwa der Hälfte der Singles bestehen Vorbehalte, wenn ein Date Kinder aus einer früheren Beziehung mitbringt.
Grundsätzlich sollte man sich natürlich zu Beginn der Partnersuche fragen, ob man offen dafür ist, langfristig in eine bestehende Familie hineinzuwachsen. Wenn die Bereitschaft besteht, ist es wichtig, sich klarzumachen, dass die Kinder zum Alltag des Dates gehören – emotional und organisatorisch. Der Aufbau einer Beziehung zu den Kindern braucht Zeit und sollte nicht überstürzt werden. Die eigene Rolle entwickelt sich ganz natürlich – mit Zeit, Respekt und Geduld. Eine offene Kommunikation von beiden Seiten ist dabei das A und O, um Missverständnisse auszuräumen und eigenen Bedürfnisse und Empfindungen Raum zu geben.
Markus ErnstParship-Psychologe, Single-Experte und Beziehungs-Coach
Schokoladenseite: Knapp die Hälfte fühlt sich beim Dating gehemmt
Klar, lernt man eine neue Person kennen, möchte man sich von der besten Seite zeigen: Gut jeder bzw. jedem Zweiten fällt es daher schwer, beim Dating ganz sie bzw. er selbst zu sein. Die Versuchung, nur die Schokoladenseite zu präsentieren, ist groß: Unter 30 Jahren kämpfen zwei Drittel mit ihrem Selbstbewusstsein (66 Prozent). Ab 40 kippt der Trend allerdings: In den 40ern kommt mehr Gelassenheit ins Spiel, dennoch fühlt sich noch knapp die Hälfte in den 40ern (47 Prozent) und 50ern (46 Prozent) gehemmt. Ab 60 geht es aber nur noch 39 Prozent ähnlich. Mit jedem Jahrzehnt fällt es also leichter, beim Dating zu sich selbst zu stehen und darauf zu vertrauen, so richtig zu sein, wie man ist.
Jede:r hat sie und dennoch stehen sie oft im Weg: kleine und größere Macken. Mehr als 6 von 10 Singles treibt die Sorge um, dass ein:e potenzielle:r Partner:in eben diese Makel nicht annehmen könnte. Von den 40- bis 49-Jährigen haben sogar mehr als zwei Drittel (68 Prozent) diese Befürchtung – und bilden damit in Sachen Unsicherheit den Höchstwert aller Altersgruppen. Ähnlich häufig plagen solche Zweifel nur die 18- bis 29-Jährigen (67 Prozent). Die gute Nachricht: Sind die 40er geschafft, wird es etwas entspannter. Und in den 60ern empfindet diese Unsicherheit nur noch die Hälfte (51 Prozent). Lebensjahre schaffen also auch hier Gelassenheit.
68%
der 40- bis 49-Jährigen Singles befürchten, dass ihr:e potenzielle:r Partner:in sie nicht so annimmt, wie sie sind.
Parship-Umfrage 2025; Prozentangaben gerundet
Mit beiden Beinen fest im Leben: In den 40ern fallen Kompromisse schwer
Kleine Zugeständnisse? Klar. Aber bei den großen Weichen wird vor allem in der Lebensmitte genau geprüft. Während über alle Altersgruppen hinweg gut jede:r Zweite nicht bereit ist, für die Liebe größere Kompromisse, wie etwa einen Umzug in eine andere Region, in Kauf zu nehmen (54 Prozent), sind vor allem Singles zwischen 40 und 49 Jahren strikt: 6 von 10 (60 Prozent) sagen „Nein” zu Ortswechsel, Karriereumbau oder neuer Familienplanung – verständlich, wenn Wohnort, Job, Freundeskreis oder Schule der Kinder fest verankert sind. In den 30ern sehen das viele nämlich noch lockerer: Nur jede:r Zweite (50 Prozent) ist nicht bereit, für eine Beziehung größere Veränderungen einzugehen. Auch wenn die Kinder flügge werden und die Karriereziele erreicht sind, steigen die Spielräume wieder: In den 50ern lehnen 57 Prozent größere Veränderungen ab, in den 60ern nur noch 52 Prozent. Wer fest im Leben steht, datet also zielgerichteter – erwartet keine Perfektion, aber weiß auch sehr genau, wo die Linie zwischen Offenheit und Grenzsetzung verläuft.
Das Ranking im Überblick
Wie fühlst du dich, wenn du daran denkst, zu daten? Bewerte die folgenden Aussagen auf einer Skala von 1 = „trifft gar nicht zu“ bis 4 = „trifft voll zu“.
| Total | Frau | Mann | 18-29 Jahre | 30-39 Jahre | 40-49 Jahre | 50-59 Jahre | 60-69 Jahre | |
| Ich weiß genau, was ich mir von einer Beziehung wünsche. | 74% | 78% | 71% | 69% | 74% | 72% | 77% | 84% |
| Ein:e Partner:in muss nicht genau zu meinem Lebensentwurf passen, man kann sich immer arrangieren. | 71% | 67% | 74% | 66% | 65% | 73% | 75% | 79% |
| Ich erkenne schnell, ob eine Person gut zu mir passt. | 70% | 68% | 73% | 74% | 70% | 65% | 69% | 70% |
| Ich wünsche mir eine Person an meiner Seite, die mich unterstützt, und nicht mit ihren eigenen Problemen beschäftigt ist. | 63% | 64% | 63% | 58% | 62% | 61% | 73% | 63% |
| Ich habe Sorge, dass mich ein:e potenzielle:r Partner:in nicht so annimmt, wie ich bin / meine Macken nicht akzeptiert. | 62% | 60% | 63% | 67% | 58% | 68% | 61% | 51% |
| Ich bin nicht bereit, große Kompromisse für eine Beziehung zu machen (z.B. Umzug in eine weiter entfernte Stadt, Karriere aufgeben, Familienplanung anpassen o.ä.). | 54% | 57% | 52% | 51% | 50% | 60% | 57% | 52% |
| Mir fällt es schwer, ganz ich selbst zu sein, wenn ich eine neue Person kennenlerne, schließlich möchte ich mich von meiner besten Seite zeigen. | 52% | 47% | 57% | 66% | 53% | 47% | 46% | 39% |
Könntest du dir vorstellen, eine Beziehung mit einer Person zu führen, auf die eine der folgenden Aspekte zutrifft? Bitte bewerte jeweils auf einer Skala von 1 = „das wäre für mich völlig ausgeschlossen“ bis 5 = „das wäre für mich völlig in Ordnung“.
| Total | Frau | Mann | 18-29 Jahre | 30-39 Jahre | 40-49 Jahre | 50-59 Jahre | 60-69 Jahre | |
| …nach einer längeren Beziehung wieder Single. | 65% | 66% | 64% | 68% | 63% | 63% | 66% | 64% |
| …verwitwet. | 64% | 69% | 60% | 48% | 61% | 65% | 78% | 76% |
| …geschieden. | 64% | 63% | 65% | 48% | 58% | 65% | 79% | 74% |
| …hat Kinder aus einer früheren Beziehung. | 46% | 50% | 43% | 32% | 35% | 46% | 58% | 64% |
| …hat eine körperliche Erkrankung, die sie im Alltag kaum bis merklich einschränkt. | 43% | 45% | 41% | 46% | 38% | 44% | 46% | 42% |
| …ist beruflich stark eingebunden. | 41% | 38% | 44% | 47% | 46% | 37% | 40% | 32% |
| …hat Angehörige, die gepflegt werden müssen. | 40% | 39% | 41% | 48% | 37% | 38% | 41% | 32% |
| …kommt aus komplizierten familiären Verhältnissen. | 37% | 37% | 37% | 52% | 35% | 36% | 35% | 22% |
| …hat in früheren Beziehungen schlechte Erfahrungen gemacht, die sie heute noch beeinflussen (z. B. hat Schwierigkeiten zu vertrauen, ist eifersüchtig). | 32% | 32% | 33% | 43% | 35% | 30% | 28% | 23% |
| …hat ein sehr gefestigtes Umfeld und ist nicht bereit, dieses für eine Beziehung aufzugeben (z. B. Umzug an einen weiter entfernten Ort). | 32% | 29% | 35% | 35% | 35% | 32% | 30% | 29% |
| …hat eine psychische Erkrankung, die sie im Alltag kaum bis gelegentlich einschränkt. | 32% | 30% | 33% | 43% | 30% | 33% | 25% | 24% |
| …hat sehr klare Vorstellungen davon, wie ihre Zukunft aussehen soll und ist wenig kompromissbereit. | 29% | 23% | 34% | 29% | 35% | 34% | 25% | 21% |
| …hat eine Erkrankung, die sie im Alltag mäßig bis stark einschränkt. | 26% | 24% | 28% | 32% | 25% | 29% | 23% | 20% |
| …hat Schwierigkeiten, sich auf eine Person einzulassen. | 23% | 17% | 30% | 38% | 23% | 20% | 18% | 11% |
| …hat große finanzielle Verpflichtungen. | 20% | 16% | 25% | 35% | 21% | 20% | 14% | 6% |